Denkmalschutzensemble Grosshöflein
Im 2. Jh. n. Chr. dürfte die in der Nähe wohnende römische Bevölkerung die warme Schwefelquelle zu Heilzwecken benützt haben. Im 12. Jh. errichteten christliche Ansiedler an Stelle des „heidnischen Quellheiligtums“ eine Kapelle, die sie der Hl. Radegundis, der Patronin der Krankenheilung, weihten. In den folgenden Jahrhunderten diente das Heilbad trotz mehrerer kriegsbedingter Zerstörungen ungebrochen der Linderung von Schmerzen und Gebrechlichkeit.
Als Graf Nikolaus Esterházy – er war ab 1625 als Palatin von Ungarn der ranghöchste Politiker des Landes nach dem König – den Grosshöfleiner Edelhof und ein anschließendes neues Badhaus zu einer seiner Residenzen ausbaute, wurde die Anlage für Jahrzehnte ein Mittelpunkt europäischer Politik und Diplomatie. Aus der Überzeugung, dass Heilung von Krankheiten in erster Linie durch göttlichen Beistand erfolge, ließ sein Sohn Fürst Paul I. im Badhaus eine Marienstatue aufstellen. Als in der Folge von zahlreichen „Wunderheilungen“ berichtet wurde, kamen Ströme nach Heilung suchende Pilger nach Grosshöflein. 1711 ließ der Fürst die Madonnenstatue in den Kalvarienberg am Oberberg von Eisenstadt überführen, wo sie bis heute Ziel zahlreicher Wallfahrten ist.
Um 1800 ließ fürst Nikolaus II. Esterházy ein neues Badhaus nach Plänen des französischen Architekt Charles Moreau erbauen. Die seit den Kuruzzenkriegen 1710 nur mehr als Ruine stehende Radegundiskapelle wurde zur gleichen Zeit von dem als „Rosolio- und Essigfabrikanten“ reich gewordenen Franz Strauß erworben und zu einem repräsentativen Wohnhaus ausgebaut.
Nach wechselhaftem Schicksal befindet sich das Ensemble (Quelle, Radegundiskapelle und anschließende Gebäude, Neues Badhaus und Edelhof) im Besitz der Familie Krizan, die dieses restaurieren ließ und so eine jahrhundertelange Geschichte des Kurwesens und der Bäderarchitektur sichtbar macht.