Geschichte
Die Heilkraft der warmen Schwefelquelle von Großhöflein kannten und nützten mit großer Wahrscheinlichkeit schon die Römer, die nicht weit entfernt in einem großen Gutshof wohnten. Als sich im Frühmittelalter Siedler aus dem süddeutschen Raum hier niederließen, errichteten diese auf den Ruinen des einst heidnischen Quellheiligtums eine Kapelle, die sie der Heiligen Radegundis weihten. Diese frühchristliche Heilige – sie wurde um 520 geboren und starb 587 – galt im ganzen fränkischen Reich als hoch verehrte Patronin der Nächstenliebe und Krankenpflege.
Im Lauf des Mittelalters stifteten viel Menschen, die hier Heilung von ihren Leiden erfahren hatten beträchtlichen Landbesitz, den eine „Radegundis-Zeche“ bzw. „Radegundis-Bruderschaft“ verwaltete, an deren Spitze ein Kaplan und ein Bader (ein heilkundiger „Bademeister“) mit einem Gehilfen standen. Trotz Zerstörungen in den spätmittelalterlichen Grenzkriegen und weitgehender Auflösung der Radegundisbruderschaft im Zuge der Reformation blieb das immer wieder neu errichtete Bad bestehen, wurde aber jetzt vom damaligen Pfandherrn der Herrschaft Forchtenstein, Hans von Weispriach an den Bader Hans Strein verpachtet. Die so selbständig gewordene Badeanstalt wurde in Zuge der in den nächsten Jahrzehnten besitzrechtlichen Turbulenzen Privatbesitz, der sich durch Erbanfall bzw. Verkauf vererbte. Als man im Zuge der Gegenreformation im Jahre 1613/14 die verworrenen Besitzverhältnisse klärte, wurde das Badhaus, das als „vor villen unerdenklichen jaren erbaut“ bezeichnet wurde, ausdrücklich als eigenständiger Besitz erklärt. Wann man die neue Badeanlage, weiter südlich – und damit deutlich von der Radegundiskapelle getrennt – neu errichtet hatte, ist nicht bekannt. Jedenfalls wurde bereits damals das Schwefelwasser durch Röhren dorthin geleitet. Der letzte „Privatbesitzer“ der Badeanlagen war seit 1622 der Kaiserliche Hofquartiermeister Johann Ölmann. Als aber Graf Nikolaus Esterházy, der seit 1622 die Herrschaft Forchtenstein besaß, daranging alle Ausländer, die in Ungarn seit dem 16. Jahrhundert verfassungswidrig Besitzungen an sich gebracht hatten zu enteignen, fiel 1630 auch das Großhöfleiner Bad – allerdings durch Kauf – in seine Hände. Nikolaus Esterházy war damals bereits Palatin („Vizekönig“) von Ungarn und damit nach König/Kaiser Ferdinand II. einer der mächtigsten Politiker dieses Reiches. Mit zunehmendem Alter litt dieser schwer an Rheuma und Gicht, was ihn veranlasste immer häufiger im Großhöfleiner Schwefelbad Linderung von seinen Schmerzen zu suchen. Er baute den benachbarten Edelhof zu einer repräsentativen Residenz aus und dürfte auch das Bad entsprechend ausgebaut und erweitert haben. Großhöflein wurde in den letzten Jahren seines Lebens – er starb hier am 11. September 1645 – immer mehr zu einem Kristallisationspunkt höchster politischer Entscheidungen. Zahlreiche Briefe, die er mit „in thermis nostris Hefflaniensibus“ („in unseren Höfleiner Thermen“) datierte, bezeugen von seinem Aufenthalt hier. Im Esterházyschen Archiv hat sich eine in lateinischer Sprache verfasste Badeordnung („Modus balne-andi“) erhalten, die wahrscheinlich der Leibarzt des Palatin schrieb und genaue Details einer Kur beinhaltet, erhalten.
Im Rahmen des Ausbaues der neuen Residenz kam es ab 1639 auch zum Wiederaufbau der Radegundis-Kapelle, deren Innenausstattung schon 1641 im Bericht der kanonischen Visitation der Diözese Raab gelobt wird. Auch das neue Benefiziatenhaus – das heutige „Pleiningerhaus“ – dürfte im Zuge dieser Baumaßnahmen zeitgemäße Formen erhalten haben.
Ein entscheidender Schritt in der weiteren Entwicklung des Bades geschah 1696: Fürst Paul Esterházy (1635-1713), der ein großer Marienverehrer war, sah bei einer Fronleichnamsprozession in Eisenstadt am Haus des Arztes Dr. Johann Michael Romer eine Steinskulptur der damals sehr verehrten Madonna von Maria-Einsiedeln, die ihm so gefiel, dass er sofort seinen Hof-Bildhauer Michael Felser beauftragte, eine Kopie der Glockenmadonna anzufertigen. Die an der Madonna in Eisenstadt angebrachte Inschrift, dass ohne Gottes Hilfe kaum eine Krankenheilung möglich sei, bewog den Fürsten die Marienfigur in einer Nische des Badhauses aufstellen zu lassen „damit allda in Ansehung Gottes und der Jungfräulichen Himmelskönigin die badenden Menschen sich umb desto erbaulicher verhalten möchten.“
Als im Zuge des Kuruzzen-Krieges 1707 Großhöflein von den Feinden gebranntschatzt wurde und auch das Badhaus in Flammen aufging, blieb die Madonnenstatue wie durch ein Wunder völlig unversehrt. Als sich bald darauf weitere „Heilungswunder“ im wiedererrichteten Badhaus ereigneten, wurde dieses Ziel immer häufigerer Wallfahrten. Um die Pilgerscharen zu fassen wurde die „wundertätige Madonnenstatue“ zunächst in die Pfarrkirche überführt und 1711 endgültig im Kalvarienberg von Eisenstadt-Oberberg zu Aufstellung gebracht, wo sie bis heute in der „Gnadenkapelle“ verehrt wird.
Gegen Ende des 18. Jahrhunderts dürfte die bis dahin warme Schwefelquelle durch den Einbruch von Kaltwasser immer mehr erkaltet sein, denn eine Beschreibung des Badhauses aus dem Jahre 1802 erwähnt, dass zu den Besitzungen des Bades auch ein Waldanteil gehöre, dessen Holz zum Aufheizen des Badewassers dringend gebraucht werde, da die Schwefelquelle „nicht von Natur warm ist und gehitzet werden muß.“
Im selben Jahr – 1802 – unternahm Fürst Nikolaus II. Esterházy eine Reise nach Paris, wobei er mehrere Kur- und Badeorte besuchte. Hier dürfte er den Entschluss gefasst haben, „sein Badhaus in Großhöflein zu einer zeitgemäßen Kuranstalt ausbauen zu lassen. Er beauftragte 1806 den berühmten französischen Architekten Charles Moreau (1760 – 1840), der seit Jahren in seinen Diensten stand und in Eisenstadt umfangreich Umbauten im Schloss bzw. Neubauten im Parkbereich durchgeführt hatte, ein gänzlich neues Badhaus am südlichen Endes des alten Edelhofes zu bauen, da ein Umbau des verwinkelten und völlig veralteten alten Badhauses nicht zweckmäßig und zu teuer erschien. Im Frühjahr 1808 konnte das großzügig ausgebaute neue Badhaus eröffnet werden. Eine umfangreiche Badeordnung sorgte in den folgenden Jahren für einen geregelten Badeberieb, der wieder unter einem Bademeister sowie mehreren Bediensteten (mehrere Badediener und Heizer, einem Portier und Odnungshüter etc.) stand.
Das alte Badhaus wurde dem damaligen Besitzer, dem Arzt Mathias Mayerhofer, abgelöst und diente in der Folge – nachdem man einige Umbauten tätigte – als Unterkunft für verschiedene Bedienstete des Fürstenhauses.
Die um die Mitte des 19. Jahrhunderts offenkundig gewordenen finanziellen Schwierigkeiten des Hauses Esterházy bewirkten rigorose Sparmaßnahmen, die keine Investitionen im Badhaus erlaubten und einen Niedergang des Betriebes zur Folge hatten. Erst der Erste Weltkrieg brachte eine kurze Wiederbelebung, als das Schwefelbad zu einer Rekonvaleszentenanstalt für Verwundete des Krieges herangezogen wurde.